Ringerspiegel.ch veröffentlicht einen Artikel zu Situation im Ringkampfsport der Schweiz. Das Vereinstraining findet nicht statt. Der Leistungssportsektor darf den Anschluss nicht verpassen. Lesen Sie den Artikel ....

 

 

 

 

Schweizer Ringer durch Corona ausgebremst, aber nicht gestoppt.

 

Sehnsucht nach heißen Mattenkämpfen steigert sich.

 

Die Pandemie namens Corona – Virus legte auch die Sportarbeit der Vereine und Verbände in der Schweiz lahm. Die notwendigen Maßnahmen des Bundes sollen die Verbreitung des Virus eindämmen. Das Ringen als Sportart mit vollem Körperkontakt nimmt damit eine besondere Rolle ein.
Diese Situation stoppte einen bis jetzt bemerkenswerten Aufstieg des Schweizer Ringkampfsportes mit großen hoffnungsvollen Erwartungen für die Zukunft.

Nach der letzten Teilnahme eines Schweizer Ringers an den olympischen Spielen in London durch den Freiämter Pascal Strebel, die er durch einen enormen individuell ausgelegten Kraftakt erreichte, stand Swiss Wrestling, nach dessen Rücktritt, erneut in der Pflicht, im anschließenden Olympiazyklus die Olympiateilnahme für Rio 2016 zu sichern. Das scheiterte an dem alten nicht mehr zeitgemäßen Management im Leistungssport und dem Zugriff auf Athleten, die zum einen nicht die Anforderungen einer erfolgreichen Qualifikation erfüllten und zum anderen einfach noch zu jung für diese Aufgabe waren.

Swiss Olympic forderte den Verband der Ringer und darüber hinaus weitere Leitungen olympischer Sportarten auf, konstruktive sowie zukunfts- und erfolgsorientierte Programme zu entwickeln und solche für eine Unterstützung zu präsentieren.

 

 

Das Olympiaticket Gesicht: Stefen Reichmuth mit Coach Chita (re.) und Physio Moser

 

Die neue Strategie der Swiss Wrestling Federation (SWFE) überzeugte nach langen Analysen, teilweise konträren Diskussionen, aber mit einem wohl schlüssigen Konzept den wichtigen Geldgeber im Schweizer Leistungssport. Man bekam Mittel, konnte Vertrauen aufbauen; und ein Entwicklungsprozess in Richtung Olympia 2020 und darüber hinaus begann.

Der leistungssportliche Weg stellte sich strategisch ausgerichteter und struktureller organisiert sowie transparent und verständlich dar. Die Bedingungen für die Athleten nahmen internationalen Spitzenstandards mit nationalen gesonderten Bedingungen an.

Die neuen berufenen Nationaltrainer Alfred Ter-Mkrtchyan (Griechisch-römischer Stil/Greco)) und Nicolae Ghita(Freistil) formten aus dem im Juni 2017 vorgestellten Kader zwei zukunftsweisende Teams. Verbesserte Trainingsmöglichkeiten, langfristiger Wettkampfplanungen und gezielte Arbeit mit Spezialisten im Grundlagen- sowie sportartspezifischen Bereich bei den konditionellen Fähigkeiten ließen einen stetigen Leistungsanstieg prognostizieren. Der regelmäßige Einzug zur Spitzensport-Rekrutenschule half vielen Athleten in ihrer weiteren Entwicklung.  Aber auch der Persönlichkeitsprozess der Sportler zeigt bemerkenswerte Resultate: Das Selbstbewusstsein auf internationalen Matten, wenn auch mit unterschiedlichem Niveau, wuchs, das Auftreten in der Öffentlichkeit und gegenüber den Medien reifte. Die Ringer organisieren sich zum Teil selbstständig ihr Umfeld in Blickrichtung Sponsoring, Mentaltraining, Ernährungsberatung und weitere zusätzliche Trainingsmöglichkeiten.

 

Die erwarteten Erfolge blieben nicht aus. Nach zwei Medaillen bei der Militär-WM (u.a. die Silbermedaille bis 97 kg von Damian von Euw aus Brunnen) holte Ramon Betschart (RS Kriessern) bis 87 kg  im Greco die Silbermedaille bei den Junioren 2018.  Ein Jahr später, 2019, wieder drei internationale Medaillen: Randy Vock (RS Freiamt) Bronze bei den Europameisterschaften. Den Höhepunkt gestaltete der Willisauer Stefan Reichmuth: Ihm gelang die direkte Olympiaqualifikation mit dem dritten Rang bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr. Die beiden jungen Greco-Athleten Betschart und von Euw im Mittel- und Halbschwergewicht mussten erkennen, dass der Übergang in die Elite des Weltringsportes eine sehr hohe Hürde darstellt. Auch der nunmehr leistungsorientierte schwere Weg der Swiss Wrestling Federation im weiblichen Ringkampfsport ließ die internationale Ringerszene aufhorchen: Svenja Jungo von der RS Sense errang bei den Europameisterschaften der Kadetten bis 46 kg die Silbermedaille. Für Leistungssportchefin Monika Kurath sicherlich eine wichtige Medaille, um junge Mädchen für ein leistungsorientiertes Training zu motivieren. Kurath, ausdem Judosport kommend, bringt dafür viel Erfahrung und noch mehr Herzblut mit; kann sie doch auf einen 3. Platz bei den Weltmeisterschaften 1997 verweisen.

 

 

                   Ramon Betschart                                                        Sami Scherrer

 

Dieses Jahr wollte der Kader der SWFE erneut Achtungszeichen setzen: Samuel Scherrer aus Willisau startete mit der Silbermedaille bis 92 kg im Freistil; dann holte uns der Virus ein …

Die notwendigen weltweiten Entscheidungen zur Bekämpfung des Corona-Virus ließ alle Erwartungen und Planungen platzen. Für die Swiss Wrestling Federation, wie auch für andere olympische Fachverbände, steht die Aufgabe, diese Phase optimal für die kommenden Aufgaben zu überbrücken.

Die Verbandsleitung hat jetzt ein Jahr Zeit, die Olympiaqualifikationen, nunmehr durch den Weltverband `United World Wrestling` für 2021 in Budapest und Sofia angesagt, die Nominierungen der Teilnehmer an diesen Events zu überdenken und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um das Leistungsniveau beim gesamten Kader, so zu steigern, dass weitere Quotenplätze neben der Kategorie Freistil 86 kg erreicht werden. Beide Nationaltrainer sehen das sehr optimistisch und betonten, dass sie im engen Kontakt über alle möglichen Kanäle stehen und neben individuellen Trainingstipps vor allem auch die Athleten mental oben zu halten. Beide schauen trotz aller Probleme positiv in die Zukunft. Ter-Mkrtchyan:“ 2017 habe ich das Elite-Team mit 7 Ringern übernommen, mein jetziges Team ist motiviert, hat Freude an der Sportart und bildet eine homogene Gemeinschaft.“  Und Ghita:“ Wir sind bereit für die internationalen Turniere und dieses eine zusätzliche Jahr bis Olympia werden wir nutzen, uns weiter voran zu bringen. Wir behalten unsere Ziele im Fokus – Olympia kann kommen.“ (siehe auch: www.ringen.ch)

 

 

Der gesamte Kader mit Gästen aus der Ukraine und Bulgarien. (November 2019 in Magglingen)


Die Ideen und die Trainingsintensität dokumentieren die Ringer nicht nur für ihre Trainer, sondern lassen ihre Fans und Unterstützung über die social medias, oftmals auch mit Humor, teilhaben. Der Swiss Wrestling – Kader ist hoch motiviert. Alle Sportler der Federation drängen auf die Matten, die Fans sehnen sich am Mattenrand nach spektakulären Aktionen auf dem Ringerteppich …. (Gere)

 

 Dieser Beitrag veröffentlichte der "Bote der Urschweiz M 28.04.2010